Zitat zum Sonntag_Begoña Gómez Urzaiz: Mütter, die gehen
- chock50
- 18. Aug. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Übersetzung: Christiane Quandt.
Aufbau Verlag, 2024.
«Jenseits dieser Vereinigung meint der im Internet vorherrschende Begriff der schlechten Mutter im guten Sinn eine, die das Theaterkostüm bei Amazon kauft statt es selbst zu nähen, die einen gekauften Kuchen zur Geburtstagsfeier mitbringt statt selbst mit Vollkornmehl und Bio-Eiern zu backen oder eine, die ihre Kinder an einem verregneten Samstag im Schlafanzug acht Stunden am Stück vor Bildschirmen herumgammeln lässt und es dann in einem Tweet beichtet, der auf jeden Fall zahlreiche Likes bekommt. Die schlechte Mutter im guten Sinn unterläuft subtil und ein bisschen frech die allgemeingültigen Regeln der Erziehungsnorm der Mittelschicht, aber ohne zu übertreiben. Das Stereotyp der schlechten Mutter im guten Sinn zu leben, das in den vergangenen Jahren massenhaft in TV-Serien über Mütter in Bedrängnis repräsentiert wurde (die Kategorie auf Netflix hält unzählige Beiträge bereit), erfordert ein genaues Mass und eine genaue Kenntnis der herrschenden Erwartungen und der tolerierbaren Überschreitungen. Niemals und unter keinen Umständen beinhaltet das Konzept der schlechten Mutter im guten Sinn eine Frau, die sich freiwillig gegen ein Zusammenleben mit ihren Kindern entscheidet.»
S. 57f.

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