Zitat zum Sonntag_Fritz Breithaupt: Das narrative Gehirn. Was unsere Neuronen erzählen
- chock50
- vor 3 Tagen
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Suhrkamp, 2022.
«Dieses Buch gelangt hier darum auch zu einem ganz einfachen Schluss: Wir sollten das narrative Denken fördern, denn von allein gedeiht es nicht oder gerät in sonderbare oder gefährliche Richtungen. Am besten können wir es fördern, indem wir selbst erzählen, indem wir dem Alltag oder den grossen Fragen der Zeit eine narrative Form geben. Jede Erzählung und Nacherzählung hat das Potential zur Neuerzählung, also zu einer Alternative. Das ist eine spannende Erfahrung für Kinder in der Schule ebenso wie für Erwachsene: zu erkennen, wie die scheinbar wahrheitsgetreue eigene Nacherzählung ein Ereignis verändert. Auch die ausweglose Situation, das Unglück und das lange geglaubte kollektive Narrativ können umgebogen werden, sobald sie in Form des eigenen Erzählens erscheinen und spielbar werden. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass man jeder Geschichte à la Hollywood ein besseres Ende andichten sollte oder dass die Wahrheit und die Fakten keine Rolle spielen und man sich die Welt macht, wie sie einem gefällt. Aber es bedeutet, Möglichkeitsräume zu sehen und die Perspektiven anderer mitzuerleben.»
S. 299
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